Licht-im-Terrarium: Literaturdatenbank

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Grimm, M. (2016). Die richtige terrarienbeleuchtung für chamäleons und andere reptilien. Reptilia, 21(5), 18–29. 
Added by: Sarina (2016-10-17 11:11:25)   Last edited by: Sarina (2016-10-24 12:01:07)
Resource type: Journal Article
BibTeX citation key: Grimm2016
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Categories: General
Keywords: Echsen = Lizards, Halogenmetalldampflampe = Metal Halide Lamp, Lampen = Lamps, Quecksilberdampflampe = Mercury-Vapor Lamp, Reptilien = Reptiles, Ultraviolett = Ultraviolet, UVBreitband = UVBroadband, Vitamin D = Vitamin D
Creators: Grimm
Collection: Reptilia
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Meine Sichtweise (Keine vollständige Zusammenfassung des Artikels! Meine Meinung muss nicht mit der Meinung der Autoren übereinstimmen! Bitte lesen Sie auch die Originalarbeit!)     

Ein sehr lesenswerter Artikel mit vielen Messwerten und praktischen Erfahrungen. Er geht besonders auf die Gefahr durch "Lichtfokusierung" bei UV-Lampen ein, was aktuell viel zu wenig beachtet wird und leider oft tödliche Folgen für die Tiere hat. Hier zeigt Markus Grimm Fotos der Ausleuchtung auf weißem Karopapier, die das Problem für sehr gut erklären und auch für jeden eine sehr einfache Methode zur Überprüfung daheim bieten.

Neben diesem sehr positiven Grundeindruck, gibt es wenige Punkte, bei denen ich anderer Ansicht als der Autor bin:

  • Markus Grimm warnt vor einem Vitamin D Mangel durch zu viel UVA-Strahlung:
    "Befindet sich die UV-A- und UV-B-Strahlung in einem Missverhältnis, kann dies also zu einem Vitaminmangel (oder umgekehrt auch zu einer Hypervitaminose, ein Zuviel an Vitamin D3) führen. Häufig ist der UV-A-Anteil zu hoch, was mittelfristig zu einem Mangel an Vitamin D3 führt - es besteht die Gefahr einer Erkrankung durch Rachitis. ... Aus diesen Grund sollte auch auf die Haltung von Chamäleons hinter einem Fenster mit direkter Sonneneisntrahlung verzichtet werden. Weshalb das? Das handelsübliche Fensterglas lässt UV-A-Strahlen aber fast ungehindert und vollständig hindurch. So tritt das Problem auf, dass mit Hilfe des Leuchtmittels im Terraium in der Haut gebildetes Vitamin D3 durch das einfallende Sonnenlicht übermäßig zerstört wird." (S. 19f)

    Ich halte die Argumentation für durchaus nachvollziehbar. Meines Wissens gibt es aber keinen Versuch an Reptilien oder anderen Wirbeltieren, der diese These unterstützt, auch Markus Grimm gibt keine Quellen für diese Behauptung an. Hier sollte man dem Leser gegenüber so fair sein, klarzustellen, dass es sich um die begründete Sorge des Autors handelt, nicht um einen wissensschaftlich gesicherten Fakt.
    Prof. Holick [56] fand 1982 heraus, dass der kurzwellige UVA-Ateneil (315 - 330 nm) die Gleichtgewichtsreaktion bei der Bildung von Vitamin D3 in der Haut hin zu den Nebenprodukten Lumisterol und Tachysterol verschiebt, weil Prävitamin D3 diese Strahlung gut absorbiert. 1989 wurde diese Untersuchung um eine Arbeit ergänzt [79], die zeigt dass auch Vitamin D3 selbst in der Haut als auch im BLut durch UV-Strahlung (bis 335 nm) zuerstört wird. Allerdings wird sowohl Vitamin D das über die Nahrung aufgenommen wird, als auch Vitamin D, das in der Haut gebildet wird, sehr schnell in die Speicherform 25-OH-D umgewandelt. Diese Speicherform ist außerordentlich stabil und wird keinesfalls durch UV-Strahlung zerstört. (siehe auch Zusammenfassung auf meiner Webseite)
    Ich kenne keinen Hinweis darauf, dass Strahlung mit einer Wellenlänge größer als 340 nm (wie sie durch Fensterglas dringt und von UV-HQI-Lampen in großer Menge abgestrahlt wird) in irgendeiner Form in die Vitamin-D3-Bildung eingreift.

    UVB-Leuchtstoffröhren hält der Autor aus diesem Grund für ungeeignet ("Bei Energiesparlampen mit UV-Strhalung steigt das Spektrum bis zur Wellenlänge um 340 nm an und nimmt danach wieder ab. Diese Eigenschaft stört das wichtige Verhältnis ziwschen UV-A- und UV-B-Strahlung." Meine Beurteilung des Spektrums könnte gegensätzlicher nicht sein: Im Bereich in dem Holick gezeigt hat, dass das Spektrum Einfluss auf die Vitamin-D-Bildung hat (280 nm - 340 nm), bildet keine andere Lampe das Sonnenspektrum besser nach als die  Leuchtstofflampen.

    Ganz allgemein halte ich die Bildung des Flächenverhältnisses aus den Spektrometermessungen der Lampen für wenig sinnvoll, da die UV-A- und UV-B-Flächen keinerlei biologische Bedeutung haben. Mehr biologische Information hätte man erhalten, wenn man die Flächenverhältnisse im biologisch aktiven Bereich, z.B. 295 nm - 310 nm zu 310 nm - 330 nm gebildet hätte. Auch das Verhältnis der Solarmeter 6.2 und 6.5 Messwerte ist ein sehr guter Hinweis auf die biologische Wirkung der UVB-Strahlung. Während das Solarmeter 6.2 UV-Strahlung bis ca. 330 nm misst, misst das Solarmeter 6.5 mir bis ca. 310 nm. Das Verhältnis der beiden Messwerte gibt daher gerade an, wie viel Vitamin D und wie viel Nebenprodukte gebildet werden.

  • Die Fotografien der Fluoreszenz von Chamäleons sind eindrucksvoll und sehr schön. Ich zweifle aber, ob man daraus direkt etwas für das Farbsehen von Chamäleons ableiten kann: Das fluoreszente weißliche Leuchten ist sehr schwach und nur sichtbar, wenn alles andere weißliche (sichtbare) Licht ausgeschaltet ist. Es ist eine Schwarzlichtlampe in einem ansonsten dunklen Raum notwendig, damit die Fluorszenz nicht durch das normale Umgebungslicht überdeckt wird. Ein Chamäleon wird im natürlichen Lebensraum diese Fluoresnenz also niemals wahrnehmen können.
    Es wäre theoretisch denkbar und vielleicht auch nicht unwahrscheinlich, dass die Körperstellen, die im Schwarzlicht fluoreszieren, auch UVA reflektieren. Dann wären sie für die meisten Reptilien als farblich herausstechende Stellen im natürlichen Sonnenlicht sichtbar. Ob das hier der Fall ist, hat Markus Grimm nicht untersucht.
    Trotzdem helfen die Eindrucksvollen Fotos vielleicht, den ein oder anderen davon zu überzeugen, dass es manchmal mehr gibt, als unser menschliches Auge sehen kann (und mehr behauptet der Autor auch nicht).

  • Markus Grimm behauptet einen spektralen Unterschied zwischen Röhren unterschiedlichen Durchmessers: "Je größer die Beschichtungsfläche, desto präziser kann das Licht gefiltert werden.Da die Fläche bei der T5-Röhre kleiner ist als bei der T8 und T12, wird die Leuchtausbeute zwar erhöt, aber die Lichtqualität gesenkt." Ich habe einen solchen Unterschied bisher weder in den Datenblättern von Röhren, die sowohl in T5 als auch T8 angeboten werden, noch in Messungen gesehen. Auch Markus Grimm zeigt keine Messungen, die diese These belegen.

  • Die gemessene UVC-Strahlung der Ultravitalux ( 5 µW/cm² Solarmeter 8.0 UVC bei 1085 µW/cm² Solarmter 6.2 UVB ) halte ich persönlich für unbedenklich. Dieser Wert dürfte eher ein Messfehler durch sehr intensive Strahlung im kurzwelligen UVB-Bereich sind.
    Wesentlich mehr Sorge macht mir bei der Ultravitalux das Verhältnis der Solarmter 6.5 und 6.2 Messwerte: 1085/62,5 = 17,4 im Vergleich zu 284/7,0 = 40 für intensive Sonnenstrahlung und 46/0,6 = 77 für schwache Sonnenstrahlung in Bern. Das zeigt, dass die Ultravitalux im Vergleich zum Sonnenlicht wenig Schutz vor übermäßiger Vitamin-D-Bildung bietet. Oder erklärt vielleicht auch, warum diese Lampe sich in den letzten Jahren auch bei einer nur sehr kurzen Bestrahlungsdauer (wöchentlich 20 Minuten) so effektiv darin ist, Vitamin D3 zu bilden.

  • Die Einheiten der UV-Messgeräte sind in den Tabellen falsch angegeben. Die korrekte Einheit lautet µW/cm², nicht µW.

 


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